Der Österreicher Marco Dallago kämpfte sich nach zwei enttäuschenden Jahren durch harte Arbeit und eiserne Entschlossenheit in dieser Saison still und leise zurück in Richtung Spitze im Gesamtranking der Ice Cross Downhill Weltmeisterschaft. Nach zwei schwierigen und verletzungsgeplagten Saisons, die dazu führten, dass der Weltmeister von 2014 im drauffolgenden Jahr auf den sechsten Platz zurückfiel und 2016 nicht einmal mehr Teil der Top-Ten war, ist Dallago nun wieder der beste Europäer des Sports. Und er liegt vor dem Saisonfinale in Ottawa am 3./4. März noch in Schlagdistanz zu den aktuelle drei Führenden. Mit 2088,5 Punkten ist er nur 511.5 Punkte vom Gesamtführenden Cameron Naasz (USA) entfernt, und beim Finale in der Kanadischen Hauptstadt erhält der Sieger noch 1000 Punkte.
Dallago's spektakulärer Schlusssprint von Platz vier auf zwei auf den letzten Metern beim Red Bull Crashed Ice Rennen in Saint Paul wird für lange Zeit als einer der besten Endspurts in der Geschichte des Sports in Erinnerung bleiben. Seine Gib-niemals-auf-Mentalität ist nicht nur die passende Metapher für seine gesamte Karriere und sein starkes Comeback in dieser Saison, sondern auch sinnbildlich für ein Rennen, bei dem das Ass aus Österreich 20 Meter vor dem Ziel der 340 Meter langen Eisbahn nicht nur den Amerikaner Cameron Naasz und Kanadier Kyle Croxall einholte, sondern mit seinem furiosen Schlussspurt fast auch noch den Gewinner Dean Moriaritya aus Kanada.
"Es ist nicht wichtig, wie hoffnungslos Dinge erscheinen, sondern das man immer alles gibt", sagte der 26-jährige Dallago. "Ich habe miterlebt, was in diesem Sport geht, wenn du niemals aufgibst. Ich habe alle drei Jungs vor mir gesehen wie sie über den finalen Sprung und Richtung Ziellinie gefahren sind, und ich hatte das Gefühl, dass sie sich gegenseitig ausschalten werden. Deswegen habe ich alles gegeben. Dann ist genau das eingetreten, und ich habe das Beste daraus gemacht."
Marco Dallago sicherte sich nach einer der dramatischsten Schlussphasen, die der Sport je gesehen hat, einen fantastischen zweiten Platz. Foto: Balazs Gardi/Red Bull Content Pool.
Dallago hat das Beste aus dieser Saison herausgeholt und bewiesen, dass man einen Fahrer wie ihn mit der unaufhaltsamen Kombination aus Erfahrung, Weisheit, Talent und harter Arbeit kaum stoppen kann. Er gewann das Riders Cup Rennen in Wagrain-Kleinarl in seiner Heimat Österreich, wurde Vierter beim Red Bull Crashed Ice in Marseille und Fünfter in Jyväskylä, bevor er in Saint Paul auf dem zweiten Platz landete.
"Vor der Verletzungserie aus der vergangenen Saison war ich eigentlich in der besten Form meines Lebens", sagte Dallago. "Ich war sehr genervt, dass ich im letzten Jahr in keinem der Rennen alles geben konnte, und ich war fest entschlossen, dass ich in dieser Saison wieder in Topform sein werde. Was mich besonders motiviert hat ist, dass ich viel Potenzial sehe, mich weiter zu verbessern. Ich kann die Saisonpause und die nächste Saison kaum erwarten, damit ich an ein paar meiner Verbesserungsideen arbeiten kann."
Seit Dallago mit einem 36. Platz 2011 in München Teil des schnellsten Sports auf Kufen geworden ist, verbessert er sich stetig. In der Saisonpause trainiert er hart mit seinem Bruder Luca und gehörte schon in seiner zweiten Saison zu den Top-Athleten. Seitdem gewann er drei Red Bull Crashed Ice Events und stand acht weitere Male auf dem Podium.
"Ich sehe viele Fahrer, die auf der Strecke zu schnell aufgeben und nicht die hohe Wahrscheinlich ausnutzen, dass in diesem Sport irgendetwas Unerwartetes passiert", sagte Dallago. "Meine Saison in diesem Jahr hat gezeigt, dass es sich lohnt, bis zum Ende zu kämpfen."
Dallago demonstrierte seine Gib-niemals-auf-Mentalität beim ersten Event dieser Saison in Wagrein-Kleinarl, wo er sich von einem Zusammenstoß erholte und am Ende das gesamte Rennen gewann. Foto: Mark Roe/Red Bull Content Pool.
2013 nutzen die Dallago-Brüder, um in dieser Sportart einen großen Schritt vorwärts zu kommen. Sie griffen Trainingsmethoden aus Sportarten wie Eishockey auf, um sich wieder in Form zu bringen. Außerdem trainierten sie die gesamte Saison durchweg mit Gewichten im Fitnessstudio, gingen Laufen und Radfahren und spielten Eishockey. Luca und er haben eine 200 Meter lange Holzstrecke im Waldgelände ihrer Eltern errichtet, um spezifische Ice Cross Downhill Fähigkeiten auf Inlineskates zu trainieren.
"Was mich an Ice Cross Cownhill fasziniert ist, dass es so viel Verbesserungspotenzial gibt", sagte er. "Dieser Sport bestimmt aktuell mein ganzes Leben. Es gibt nichts, was ich lieber tun würde, als einen Hügel auf Schlittschuhen hinunter zu fahren. Es wird jedes Jahr härter und härter, weil die Konkurrenz immer stärker wird."
Dallago erklärt außerdem, dass es wahrscheinlich einfacher gewesen ist, 2014 die Weltmeisterschaft zu gewinnen, als aktuell ins Final 4 oder gar in die Top-Ten zu kommen. "Der gesamte Sport hat sich enorm weiterentwickelt. Wenn man sich jetzt in den Top-Ten platzieren kann, hätte das vor ein paar Jahren vermutlich gereicht, um das Rennen zu gewinnen. Irgendwo reizt irgendwer immer die Grenzen aus, und ein Jahr später versuchen alle, genau dem nachzueifern. Es ist aufregender als jemals zuvor, und das ist toll für den Sport und die Zuschauer."