Einen 250 Tonnen Eis-Track mitten in Marseille bei milden und mediterranen Temperaturen von weit über Null Grad zu bauen, ist gewiss keine leichte Aufgabe. Aber die Organisatoren haben sich der Herausforderung gestellt und einen 340 Metern langen Track gebaut – das Herzstück des ersten Red Bull Crashed Ice Rennen der Saison 2016/17 am Freitag und Samstag.
Die Mittagssonne in Frankreichs wärmster Stadt sorgt für mehr Probleme als die Temperaturen von bis zu 14 Grad, denn durch die Sonne entstehen Pfützen auf der zehn Zentimeter dicken Eisschicht, die in den zurückliegenden zwei Wochen Schicht für Schicht aufgebaut wurde. Doch kaum ist die Sonne wieder untergegangen, gefrieren die Pfützen wieder. Einen maßgeblichen Anteil daran hat die drei Container große Kühlanlage, die 24 Stunden unter Hochbetrieb läuft und dafür sorgt, dass die 1900 Quadratmeter große Eisfläche in einem gefrorenen Zustand bleibt – genug gefrorenes Wasser, um ein olympisches Wettkampfbecken im Schwimmen zu befüllen.
"Die größte Herausforderung ist die Sonne, die im Januar auch über Tag sehr stark ist", sagt Christian Papillon, Sportdirektor des Red Bull Crashed Ice. "Das System kann Temperaturen von bis zu 18 Grad meistern. Aber die Sonne weicht die oberen zwei bis drei Zentimeter auf, so dass wir die Oberfläche über Tag abdecken müssen."
Ein Arbeiter präpariert den Track vor dem ersten Auftritt der Athleten auf dem Eis von Marseille. Photo: Joerg Mitter/Red Bull Content Pool.
Athleten aus 22 Nationen absolvieren die mit Hindernissen gespickte Eis-Piste jeweils zu viert bei Geschwindigkeiten von bis zu 80 Stundenkilometern, während sie von tausenden Zuschauern vor Ort angefeuert werden. Die ersten beiden Rennläufer, die die Ziellinie überqueren, schaffen es in die jeweils nächste Runde, solange bis sich das Feld allmählich ausdünnt von zunächst 128 auf zuletzt vier Athleten.
Die zurückliegenden 40 Red Bull Crashed Ice Rennen in den letzten 16 Jahren fanden allesamt in Wintersportresorts oder kalten Städten im Norden aus, Marseille ist das erste Rennen in einer warmen Region. Die Organisatoren haben sich vorgenommen, die schnellste Sportart auf Schlittschuhen in neue Regionen ohne frostige Temperaturen zu bringen.
Wie der Track in Marseille errichtet wurde
Den im Start- und Zielbereich acht Meter und in der Mitte fünf Meter breiten Track zu errichten, war eine weitere große Aufgabe, die Präzision gefordert hat. Insgesamt 35 LKW-Ladungen an Material wurden in den vergangenen Wochen im Herzen von Marseille gelagert: zwölf LKW's mit Stahl, vier mit Licht- und Sound-Equipment, drei mit den Seitenwänden, drei mit dem Eis-System und zehn mit sonstigen Materialien. Insgesamt haben 30 Arbeiter über 2300 Stunden gearbeitet, um den Track zu errichten.
"Die Eis-Systeme haben auch ihre Grenzen, aber diese Limits sind dazu da, um getoppt zu werden", so Papillon. "Wir testen die Limits in Marseille. Die Qualität des Eis ist sehr gut, und es ist ein sehr anspruchsvoller und aggressiver Track beim ersten Saisonrennen."
Auch die Athleten waren von der Schwierigkeit des Tracks überrascht – insbesondere vom beängstigenden 60 Grad Gefälle über zehn Meter zur Halbzeit des Kurses. Papillon: "Es ist das steilste Stück bisher, es ist unglaublich."
(L-R) Cameron Naazs (USA), Dean Moriarity (CAN), Pacome Schmitt (FRA) und Mirko Lathi (FIN) stürzen sich den Track bei der ersten Trainingssession in Frankreich hinab. Photo: Joerg Mitter/Red Bull Content Pool.
Der Kanadier Scott Croxall, Weltmeister 2015 und Vize-Weltmeister 2016, gönnte sich ein wenig Sonne nach dem Training am Vormittag. "Es macht Spaß, und es gibt einige sehr schnelle Stellen", sagte Croxall, einer der Titelkandidaten in dieser Saison. "Es ist ein technischer Track. Abends sinken die Temperaturen wieder, das warme Wetter tagsüber sollte also kein Problem sein."
Der Franzose Pacome Schmitt fügt hinzu: "Der Track macht eine Menge Spaß. Aber er ist kniffliger als wir alle erwartet hatten. Wir hatten alle mit einem sanften Track gerechnet. Es ist definitiv ein interessanter Track."
Auch der Kanadier Dylan Moriarty war überrascht, dass der Track in Realität weitaus schwieriger ist als auf dem Papier: "Da ist keine Stelle zum Ausruhen im Track. Stöße gibt es überall. Er ist technisch sehr anspruchsvoll."
Schau Dir das Rennen live an
Das Red Bull Crashed Ice in Marseille wird am 14. Januar ab 20:30 Uhr MEZ (19:30 UTC) live auf Red Bull TV übertragen.
Red Bull TV kann über Internet-TV, Spielekonsolen, mobile Geräte und andere Geräte empfangen werden. Mehr Details zu Empfangsmöglichkeiten gibt es auf about.redbull.tv.